Zugbrückentor

Zugbrückentor

Man betritt die Burg durch das äußere, das Zugbrückentor von 1490. Gleich rechter Hand kann man in der historischen Torwächterstube alte Drucke und Stiche erwerben – ein sehenswertes Antiquariat im wörtlichen Sinne! Dann geht man durch eine "Poterne", einen tunnelartigen Gang, der in der Festungszeit an das mittelalterliche Torgebäude angebaut wurde, um auf seiner Oberseite eine Geschützplattform einzurichten.

Fuchstor

Fuchstor

Das zweite Tor der Burg heißt seit Alters her "Fuchstor"; hier werden unsere Besucher vom Burgführer begrüßt und mit dem großen Burgschlüssel eingelassen. Hier beginnt die Führung für alle, die sich an der Kasse im Museumsshop Eintrittskarten besorgt haben.

Hinter dem Tor liegt eine rätselhafte dicke Steinkugel, deren Gewicht so groß ist, dass sie kein Katapult-Geschoss sein kann. Es handelt sich um den Teil einer Belagerungsmaschine, mit dem Mauern gebrochen wurden.

Schartentor

Schartentor

Nun befinden wir uns im Torzwinger vor dem dritten Torgebäude, dem Burgvogtsturm, der über dem "Schartentor" von 1350, das 1669 verkleinert wurde, aufragt. Direkt über dem Tordurchgang befindet sich ein Wehrerker. Im Falle eines Angriffs auf das Tor hätte man den Feind von oben mit Pfeilen oder Steinen bekämpfen können. Lange Zeit hat man geglaubt, aus solchen Erkern sei heißes Öl oder Pech hinunter geschüttet worden, weshalb man die Erker auch "Pechnase" nannte. Die Redewendung "Pech gehabt" kommt aber vom Vogelfang, der mit mit klebrigem Pech bestrichenen Fangruten betrieben wurde.
So wie an dieser Stelle bekommen die Besucher übrigens bei ihrem Rundgang viele alte Redewendungen zu hören und können sich dann erklären, wie sie in den Wortschatz der deutschen Sprache eingegangen sind. Wer weiß schon, woher „auf den Hund kommen“, „zur Sau machen“, „eine Scharte auswetzen“ oder „sich wie gerädert fühlen“ kommt!

Reitertreppe

Reitertreppe

Im Mittelalter und auch später gab es in den Außenanlagen der Burg keine Treppenstufen, die Bewohner mussten über den gewachsenen, geglätteten Felsen in die Kernburg steigen; es gab keinen anderen Zugang! Berittene konnten sogar bis oben in die Burg reiten. Die Stufen wurden erst im 17. Jahrhundert in den Felsen geschlagen, als es in der Burg keine Pferde mehr gab. Auf dem Weg hinauf kann man die Wappen der verschiedenen Besitzer der Marksburg kennenlernen und die Geschichte dieser Besitzerwechsel.

Romanischer Palas

Romanischer Palas

1239 wurde der Romanische Palas, das älteste Gebäude der Burg, auf dem gewachsenen Fels errichtet – wir sehen auf der Abbildung die Außenwand mit den Resten eines romanischen Rundbogenfensters. Ein Palas war ein herrschaftlicher Bau, der mehrere Nutzungen unter einem Dach vereinte: Beratung, Rechtsprechung, Verwaltung, auch Wohnen und Feiern. Dieses Gebäude war zu allen Zeiten – bis heute – in Nutzung. Es gehört zu den Teilen der Burg, die nicht Bestandteil der Führungsroute sind; sie sind nach dem Mittelalter innen verändert worden, als jahrhundertelang Soldaten die Burg bewohnten. Dazu gehören auch die beiden oberen Geschosse des Palas; hier nutzt die Deutsche Burgenvereinigung seit 80 Jahren die nicht mehr historischen Räumlichkeiten für die Büros ihrer Geschäftsstelle und auch für die Wohnung des Geschäftsführers.
Auf dem Bild kann man links hinten auch das vierte, das innerste Burgtor erkennen, die "Eiserne Pforte", das Tor zur Kernburg.

Kleine Batterie Grabung Batteriehof, Umrisse der 1588 abgebrochenen Kapelle, Foto: DBV, G. Wagner<br>

Kleine Batterie

Die Kleine Batterie wurde 1711 erbaut, um den östlichen Stadtausgang und das Tal mit der Straße nach Wiesbaden zu sichern. Hier steht die Replik einer der ältesten Kanonen, eine so genannte Kammerbüchse von 1450, ein frühes Hinterladersystem.
Bei einer archäologischen Grabung auf dem Batteriehof der Marksburg wurden Grundmauern einer 1588 abgebrochenen Kapelle gefunden. Wie alt diese Mauern sind, konnte nicht zuverlässig ermittelt werden, möglicherweise älter als die Burg selbst.
In der Fachzeitschrift BURGEN UND SCHLÖSSER erschien ein Grabungsbericht.

Große Batterie

Große Batterie

Die ältere Hälfte der Großen Batterie, einer Geschützstellung zum Rhein hin, wurde 1589, die jüngere 1711 errichtet. Die Kanonen stammen aus napoleonischer Zeit. Man unterscheidet nach dem Kugelgewicht Zwölf- und Sechspfünder. Ihre Reichweite betrug etwa 1000 Meter, man konnte also das Rheintal in seiner ganzen Breite damit bestreichen. Sie dienten in Friedenszeiten auch zum Salutschießen, wenn hohe Herrschaften auf dem Rhein vorbei fuhren.

Kräutergarten Saalbau mit Aborterker

Kräutergarten

Die Marksburgverwaltung hat 1967 in der rund um die Burg führenden Zwingeranlage einen botanischen Garten mittelalterlicher Nutz- und Zierpflanzen angelegt. Hier finden wir (in der Vegetationszeit) rund 150 verschiedene Pflanzenarten, von denen wir wissen, dass sie im Mittelalter angebaut und genutzt wurden. Viele dieser Namen sind uns in Märchen, Sagen oder alten Rezeptbüchern begegnet, aber wer hat die zugehörigen Pflanzen in natura gesehen? Wer weiß auch schon, wie Schierling und Bilsenkraut, Liebstöckel und Basilikum, Mispel und Pestwurz aussehen! Beim Rundgang kann man anhand der Beschilderung die alten Namen, die lateinischen Fachbegriffe sowie die heute gebräuchlichen Bezeichnungen lesen. Nach dem Blick hinunter ins 90 Meter tiefer liegende Rheintal sollte man auf der Ostseite der Burg auch den Blick nach oben auf den hoch oben an der Wand des Gotischen Saalbaus hängenden Aborterker, der mittelalterlichen Toilette, richten. Der Saalbau wurde 1435 von den Grafen von Katzenelnbogen als repräsentativer zweiter Palas errichtet.

Weinkeller

Weinkeller

In der Kernburg gelangen wir zuerst in den Weinkeller im Gotischen Saalbau. In diesem Gewölbe erfährt man Interessantes über die Trinkgewohnheiten und den erstaunlichen Weinkonsum im Mittelalter – rund 2 bis 3 Liter pro Person und Tag! Damals lagerten hier deshalb weit mehr volle Fässer, als wir heute leere sehen, denn Wein war neben Bier ein wichtiges Lebensmittel, weil man dem oft durch Krankheitserreger verunreinigten Wasser misstraute.

Kamin in der Burgküche<br>

Burgküche

Über die Kellertreppe erreichen wir das Erdgeschoss des 1435 errichteten Saalbaus. Dieser Raum nimmt den gesamten Gebäudegrundriss ein und hat dadurch einen regelrecht hallenartigen Charakter. Wir nehmen an, dass sich hier im späten Mittelalter die große Burgküche befunden hat. Der große Kamin und die Gerätschaften und Gefäße dokumentieren, wie das Essen für die Burgmannschaft bereitet wurde. Hier wurde nicht nur gebraten und gekocht, sondern in diesem großen Raum nahm sicherlich auch das Gesinde seine Mahlzeiten ein.

Kemenate

Kemenate

Räume und übrigens auch ganze Gebäude auf Burgen nennt man Kemenaten, wenn sie heizbar waren (von "Kamin"). Dass ein solcher Raum ausschließlich den weiblichen Bewohnern der Burg vorbehalten war, ist zwar eine charmante Vorstellung, aber sicher nicht realistisch. Eher dürfte dieser Raum im ersten Stock der ganzen Familie des Hausherrn als intimer Wohnraum, als „fürnem gemach“ gedient haben. Man kann sich hier sehr gut vorstellen, dass damals die Burgherrin auf der Bank in der Fensternische („Fensterbank“!) saß, las, stickte oder Harfe spielte...

Rittersaal Rittersaal

Rittersaal

Hier im sogenannten Rittersaal spielte sich das höfische Leben der Burgherren ab, Veranstaltungen, Beratungen, Mahlzeiten, auch Festivitäten; der Raum war Lebensmittelpunkt: Wohn-, Ess- und Arbeitszimmer. Man speiste an der langen Tafel, die nach Beendigung des Mahles wieder hinausgetragen wurde – "man hob die Tafel auf". Und verspürte man nach dem Mahl ein menschliches Rühren, dann gelangte man durch einen Mauergang direkt zum Aborterker, der hoch über dem Zwingergraben hängt. Die Außenwand ist selbst hier oben noch über drei Meter dick, weil das Gelände an der Basis stark abfällt. Unter der Decke hängt ein so genanntes Lüsterweibchen, ein typischer Deckenleuchter des 15. Jahrhunderts.

Kapelle

Kapelle

Die Burgkapelle befindet sich im Kapellenturm von 1372, dem zweiten mächtigen Burgturm. Sie ist mit ihrem schönen zehnteiligen spätgotischen Gratgewölbe der am aufwendigsten gestaltete Raum der Burg. Die Kapelle der Marksburg scheint auf den ersten Blick ziemlich klein. Man muss aber bedenken, dass die Besatzung einer solchen Burg in Friedenszeiten kaum über zehn Personen hinausging, außerdem feierten ja auch nur der Burggraf und seine Familie in der Burgkapelle die Messe, nicht etwa das Gesinde. In einer Wandnische steht die Replik einer spätgotischen Madonna von 1445.

Wehrgang

Wehrgang und Rheinbau

In der Mauerstärke führt eine enge Treppe nach oben, von der Kapelle an der Kaplansstube vorbei zum ehemaligen Wehrgang, der einst Kapellenturm und Romanischen Palas verband. Seine früheren Schießscharten sind später zu Fenstern erweitert worden, als man 1706 zum Innenhof hin einen Fachwerkflügel anbaute.

Waffenstube

Waffenstube

Vom Wehrgang gelangt man in den Rheinbau, 1706 als letztes Gebäude innerhalb der Kernburg errichtet. In den ehemaligen Räumen der Burgkommandantur befinden sich heute die Sammlungen der Burg. In der Tischvitrine im ersten Raum, der heutigen Waffenstube, befinden sich Gegenstände, die bei der Restaurierung der mittelalterlichen Decke zwischen Pferdestall und Wappensaal im Romanischen Palas gefunden wurden, Münzen, Glasteile, Armbrustbolzenspitzen und ein Spielwürfel aus Bein. An den Wänden sind verschiedene Rüstungsteile und Waffen ausgestellt. Auf der Rückseite der Vitrine ist eine lange Reihe von Hellebarden angebracht, Waffen der Landsknechte vorwiegend des 15. bis 17. Jahrhunderts.

Rüstkammer

Rüstkammer

Die Rüstkammer befindet sich ebenfalls im Rheinbau. Hier finden wir einen der Höhepunkte der Führung: die „Gimbelsche Sammlung“, eine Zusammenstellung von 14 lebensgroßen Figurinen aus dem Jahr 1880, eine wertvolle, seltene Kollektion. Sie zeigt die Entwicklung des gepanzerten Kriegers von der Antike bis zur Frühen Neuzeit. Für die Rüstungen wurden – neben den qualitätvollen Rekonstruktionen – auch Originalstücke verwendet. Die sog. „Zeitschnur“ zwischen den Figuren soll den zeitlichen Abstand zwischen den Kriegern symbolisieren – je länger das Seil, desto größer der zeitliche Abstand.

Bergfried

Bergfried

Auf dem höchsten Punkt des Burgfelsens steht der fast 40 Meter hohe schlanke Bergfried mit einer Kantenlänge von nur 6 Metern. Der untere Teil wurde 1239 von den Herren von Eppstein, der obere Teil mit seinem runden Aufsatz noch vor 1468 von den Grafen von Katzenelnbogen errichtet. Diese "Butterfasstürme" hatten die Grafen auf ihren Reisen in Frankreich und Italien kennen gelernt. Ein Bergfried hatte drei Funktionen: Wachtturm, Repräsentationsobjekt und - allerdings seltener - Rückzugsort im Falle der Eroberung einer Burg. Im untersten Stockwerk des Turmes befindet sich das Verlies der Burg. Der Turm kann leider nicht besichtigt werden, weil die Treppen darin sehr eng und steil in der Mauer nach oben führen, so eng, dass sich hier keine zwei Personen begegnen können. Da es auch keinen zweiten Ausgang gibt, wie es für öffentliche Bereiche vorgeschrieben ist, dürfen wir den Turm nicht in die Führungsroute einbeziehen.

Marstall

Pferdestall („Folterkammer“)

Hier im Keller des Romanischen Palas war im Mittelalter der Marstall; hier konnten die Pferde bzw. Maultiere, die ja als Lasttiere bei einer solch steilen Burg unverzichtbar waren, untergestellt werden. Die Decke des Raumes ist mit ihren Balken aus dem Jahr 1239, dem Jahr der Burgerbauung, erhalten geblieben. Heute wird hier eine Sammlung von Folter- und Strafinstrumenten gezeigt und die Institution der Folter erklärt. Eine spezielle Folterkammer hat es auf der Marksburg möglicherweise gegeben, denn sie war ja zeitweise Herrschaftssitz, wo auch zu Gericht gesessen wurde. Eine Folterkammer gehörte ganz selbstverständlich dazu. Wo sich diese Folterkammer befunden hat, ist unbekannt.

Burgschmiede

Burgschmiede

Auf dem Rückweg werfen wir noch einen Blick in die Burgschmiede, die Reparaturwerkstatt der Burg. Auf der Marksburg ist dieser Raum teilweise in den Felsen gehauen und zeigt sehr gut, wie man sich eine Burgschmiede des 15. Jahrhunderts vorstellen muss, inklusive Amboss, Blasebalg für die Esse, Werkbank, Schleifstein, Werkzeuge, Lederschurz – alles scheint nur auf die Wiederaufnahme der Arbeit zu warten. Und tatsächlich ist in dieser Schmiede auch in unserer Zeit schon echt geschmiedet worden!